Menschenkette durch ganz Katalonien

Estelada und Barça-FahneGrößenwahnsinnig sind sie nicht, die Katalanen. Neeeein. Aber so ganz im Geheimen hoffen sie doch, dass ihre Menschenkette am 11. September 2013 die längste aller Zeiten werden wird. Neeeein, so viele Leute wie letztes Jahr werden in Barcelona bestimmt nicht auf den Straßen sein. Aber andererseits sind 1,5 Millionen Demonstranten doch auch nicht unschaffbar, oder?

Im Moment mischen sich Fakten mit Spekulationen. Der katalanische Nationalfeiertag „Diada de Catalunya“ ist in aller Munde. Fakt ist, dass die Assemblea Nacional Catalana (Unabhängigkeitsbewegung Katalanische Nationalversammlung, ANC) für den Tag eine Menschenkette organisiert. Sie soll auf 400 km die gesamte katalanische Küste entlang führen, von Les Cases d’Alcanar im Süden bis El Pertús im Norden. Allerdings weiß keiner, wie viele Menschen daran teilnehmen werden, denn die ANC gibt keine Zahlen preis. Fakt ist, dass sich möglichst alle Teilnehmer zur Kette, der „Via Catalana“ anmelden sollen, damit ihnen ein Straßenabschnitt zugeteilt werden kann, auf dem sie am 11. September das Kettenglied bilden. Wer angemeldet ist, bekommt ein knallgelbes T-Shirt, eine Fahne und eine Cap. Von den 772 Teilabschnitten sind angeblich über 600 bereits vollständig belegt. Wer sich allerdings spontan noch dazwischen klinken wird, ist unklar.

Durch die Signalfarbe Gelb soll die Kette auch von oben gut sichtbar sein, damit Hubschrauber und sogar Satelliten vielsagende Bilder einfangen können und die Nachricht hinaus in die ganze Welt verbreiten können: Wir sind Katalonien, nicht Spanien. Wir sind stolz darauf. Wir wollen ein unabhängiger Staat in der EU werden. Auch Politiker werden sich der Kette anschließen, einige Stars haben ebenfalls ihre Unterstützung angekündigt. Also doch die längste Menschenkette aller Zeiten?

Fakt ist, dass die Demonstration zur Diada 2012 in Barcelona alle Erwartungen übertroffen hat. 1,5 Millionen Menschen drängten sich auf den Straßen, riefen das typische „In- Inde- Indèpedencia“ (Unabhängigkeit) und schwenkten die Flagge Kataloniens. „Letztes Jahr ist ganz Katalonien nach Barcelona gekommen, dieses Jahr sollen die Barceloner nach ganz Katalonien ausschwärmen“, sagen die Organisatoren der ANC. Glaubt man aktuellen Umfragewerten, sind rund 2/3 der Katalanen für die Unabhängigkeit. 2014 soll es eine umstrittene Abstimmung zum Thema geben, das katalanische Parlament hat sich dafür bereits als souverän erklärt. Der 11. September 2013 soll ein Zeichen setzen.

Um 17:14 Uhr am 11. September wird sich zeigen, ob sich die Spekulationen bewahrheiten. Dann soll die Kette stehen. In Anlehnung an das Jahr 1714, als Phillip V. die Selbstverwaltung Kataloniens nach der Herrschaft Aragoniens abschaffte. Bisher fanden bereits einige „Übungen“ zur Organisation der Menschenkette statt, allerdings mit weit weniger Beteiligung, als erwartet. Am meisten Aufregung verursachte in den letzten Wochen eine Kette von Nudisten am Nacktbadestrand in Palamós (Costa Brava).

Auch in Köln versammeln sich einige Katalanen zur Via Catalana. Foto: A.-L. Weber

Auch in Köln versammelten sich heute einige Katalanen zur Via Catalana. Foto: A.-L. Weber

Katalanen in der ganzen Welt haben ebenfalls „Vias Catalanas“ zur Unterstützung angekündigt, oder diese bereits gebildet, wie zum Beispiel heute im deutschen Köln. Insgesamt sind vom 13. Juli bis 11. September 2013 mindestens 67 Menschenketten von Katalanen auf allen Kontinenten geplant. Gegner der Unabhängigkeit werden am Tag der Diada in Barcelona übrigens auch demonstrieren und eine Menschenkette rund um die Sagrada Familia bilden. Zumindest wird das spekuliert.

Ein Kommentar zu “Menschenkette durch ganz Katalonien

  1. Habe gerade von einer weiteren Menschenkette in Barcelona für den 11. September 2013 erfahren: Rund um das Hauptgebäude der La Caixa-Bank soll es eine Protestkette geben, „um darauf aufmerksam zu machen, wer für die Krise verantwortlich ist“. So kündigen es die Organisatoren von Procés Constituent an. Bisher haben sich fast 3.000 Personen für die Kette angemeldet. Die Banken wurden bereits auf verschiedenen Protestveranstaltungen in Barcelona öffentlich beschimpft und zum Teil schwer beschädigt (http://fraubarcelona.com/2012/11/14/eindruecke-des-generalstreiks-14-n/).

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