Pop auf Katalanisch ist erfolgreicher als je zuvor. Und das liegt nicht nur daran, dass die Unabhängigkeitsbewegung an Fahrt gewinnt. Die neue Musik wird mittlerweile spanienweit gefeiert, allen voran die Band Manel. Akustische Eindrücke hier auf PULS vom Bayerischen Rundfunk (einfach auf das Bild oder den Link klicken):
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Pop auf Katalanisch, wochenlang auf Platz eins der Charts in Spanien: Das gabs noch nie. Obwohl etwa 12 Millionen Einwohner diese Sprache sprechen. Die Band „Manel“ machts möglich. Ihre Musik, eine Mischung aus Pop und Folk, füllt Konzerthallen in ganz Spanien, obwohl die vier Jungs nur auf katalanisch singen.
Bis 1975 ist es unter Francos Regime in Spanien verboten, auch nur ein Wort öffentlich auf Katalanisch zu äußern. Die Sprache hat die 36 Jahre Diktatur trotzdem überlebt – sie ist nicht nur ein Dialekt – doch bis sie es in den musikalischen Mainstream geschafft hat, sind beinahe weitere 40 Jahre vergangen. In den Achtzigern entstehen einige katalanische Evergreens, zum Beispiel von den Rock-Opas „Sopa de Cabra“.
Die frühe katalanische Popmusik preist aber eher die schöne Landschaft der Region. Vor allem in den Neunzigern werden die Texte dann aber politisch: Bands wie „Els Pets“ senden in ihren Liedern klare Signale und haben bis heute damit beim katalanischen Publikum Erfolg. Immerhin strebt ihre Heimat Katalonien danach, ein eigener Staat zu werden. Die Musiker bezeichnen sich selbst als Kämpfer für die Unabhängigkeit und kritisieren in ihren Songs, dass die Katalanen unterdrückt werden. Im Rest von Spanien kommt diese „kriegerische“ Rhetorik nicht gut an.

Sprachen mit Fraubarcelona über (ihre) katalanische Musik: Bassist Martí Maymó und Sänger Guillem Gisbert der Band Manel.
Hauptverantwortlich für den Durchbruch des Katalanen-Pop sind seit 2008 Manel. Sie kommen ohne große politische Botschaften aus, machen sanfteren Pop mit starken Folk-Einflüssen. Die vier Jungs aus Barcelona experimentieren in ihren Liedern mit Ukulele, Klarinette, Cajón und anderen Instrumenten. Auf katalanisch zu singen ist für Manel ganz natürlich. „Die Tatsache, dass wir auf katalanisch singen ist keine Verteidigung oder Forderung von irgendetwas, sondern die Sprache, die wir sprechen und daher etwas ganz natürliches. Die Lieder entstehen auf dieser Sprache, weil du sie einfach am besten beherrschst“, sagt Martí Maymó, Bassist der Band. Sänger Guillem Gisbert fügt hinzu: „Prinzipiell sind Lieder dafür gemacht, in einer bestimmten Sprache gesungen zu werden. Die Sprache hat ihren eigenen Klang, eine eigene Art sich zu reimen und ins Ohr zu gehen. Und wenn du an einem Lied arbeitest, dann sorgst du eben dafür, dass es sich in deiner Sprache gut anhört.“
Manel sind zwar bisher die erfolgreichste Band der Szene, und die einzigen, die schon größere internationale Konzerte gegeben haben. Doch der Trend breitet sich aus. Antònia Font, Lexus, Lax’n’Busto – sie alle werden mehr und mehr gehört. Dadurch, dass sich die neueren Bands aus politischen Themen heraus halten, haben auch die Spanier ihre musikalischen Ohren wieder in die katalanische Richtung geöffnet. Das Hauptpublikum sind aber weiterhin die jungen Katalanen. Sie stehen auf den neuen Pop, den sie in ihrer Muttersprache mitsingen können. Und so sehr die neuen Bands es auch abstreiten – irgendwie schwingt immer ein bisschen Abgrenzung in dieser Musik mit. Allein dadurch, dass die Sprache Katalanisch eben viel zu leicht in den Kontext mit der Forderung nach Unabhängigkeit gebracht wird.